Paravicini-Haus Erlen

Paravicini-Haus Erlen

Patrizierhaus
Glarus GL

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1689 in prominenter Lage von den aus Sondrio stammenden Paravicinis als Herrensitz erbaut, überstand das Anwesen den Stadtbrand von 1861 unbeschadet. Gelistet als eines der Kulturgüter des Kantons, zählt es heute zu den bedeutendsten Gebäuden Glarus.

Das 1689 von Bartholome Paravicini-Schiess erbaute Haus Erlen ist absolut einzigartig und lässt einen, nicht zuletzt seinem innen wie aussen sehr guten Zustand geschuldet, in eine andere Zeit, ja fast schon in eine verzauberte Wirklichkeit eintauchen. Gegenüber der Umgebung erhöht gelegen in einem eigenen Park mit alten Baumbestand, Springbrunnen und Wasserquelle, ist es über den stattlichen Treppenaufgang mit einem zurückhaltend verzierten, in Sandstein gefassten, schmideisernen Portal direkt mit dem Zaunplatz verbunden, an dem die "Mitlandlüüt" als Stimmberechtigte jedes Jahr die Versammlung der Landsgemeinde, deren erstes Zeugnis aus 1387 stammt, am ersten Sonntag im Mai abhalten.

Die reformierte Familie Paravicini de Capelli flüchtete sich nach dem Veltlinermord 1620 fort von Sondrio und Chiavenna nach Chur, Basel, Zürich, Strasnitz (Mähren) und nach Glarus. Peter Paul Paravicini erwarb 1651 für seine zwei Söhne gegen Bezahlung von 320 Florin das Tagwenrecht von Glarus. Der jüngere von beiden, Dr. jur. Bartholome Paravicini-Schiess, erstand 1675 das Landrecht und wurde als Chorherr, Ratsherr, Vizelandseckelmeister und Gesandter nach Lugano und Solothurn ernannt. Im Jahr 1688 war er Landvogt der Glarner in Werdenberg und erbaute 1689 das Haus Erlen. Über der Eingangstüre ziert heute noch der schreitende Schwan seines Wappens den Zugang ins Haus. Bis ca. 1830 blieb das Haus im Besitze der Familie, die für Ihre Stände als Offiziere, Juristen, Ratsherren, Landvögte, Händler und Wundärzte bekannt war. Fridolin Paravicini war der letzte Besitzer aus der Reihe der Familie. 1822 gründeten zwei Nachkommen von ihm die erste Spinnerei in Schwanden.

Das denkmalgeschützte und in der Liste Glarner Kulturgüter geführte Gebäude blieb vom Stadtbrand von Glarus 1861 völlig verschont. Es ist in seiner über dreihundertjährigen Geschichte von gerade mal einer Hand voll Eigentümern zu eigen geworden und durchlief folgende drei umfangreiche Renovationen:

1. 1860: Ein Jahr vor dem Brand von Glarus wurde von Fridolin Streiff-Jenny die Remise erbaut und das Haus mit dem Einzug von Parkettböden und Täfern sowie der Vergrösserung der Fenster umgestaltet.

2. 1920: Mitbegründer der Therma AG Schwanden, Fridolin Jenny-Becker, verlagerte die gesamte moderne Technik in einen an der Nordfassade angeschlossenen neu errichteten Anbau und zog Elektrizität in das Haus ein.

3. 1985: Dr. med. Elisabeth und Rudolf Dahler restaurierten 1985 den Anbau von 1920 und gestalteten während der folgenden Jahre das Haus um. Das Dach bauten sie aus und errichteten eine Maisonette-Wohnung darin, im Sala Terrena schufen sie ein Appartement. Im ehemaligen von einer Familie genutzten Herrensitz entstanden so vier separat erschlossene grosszügige Wohneinheiten.

2019 ging die Liegenschaft auf Dipl.-Ing Architekt Volker Marterer und Olaf Herrmann über. Inspiriert von historischen Umgebungsplänen gestalteten sie den Garten, der als eine der ältesten innerstädtischen Parkanlagen in Glarus gilt, gleichermassen aufwendig wie im Ergebnis zurückhaltend um. Dabei kam der Schonung des Altbestandes ebengleiche Bedeutung zu, wie einer reichhaltigen Biodiversität sowie einer nicht minder vielfältigen Botanik. Es gelang so, den zauberhaften Charme des Gebäudeinnerns in eine beeindruckende Gartenarchitektur hinaus zu tragen und die Fortsicherung des sensiblen Umgangs der Vorbesitzer mit diesem prachtvollen Anwesen zu bekunden.