Das Sommerhaus nördlich der Altstadt von Solothurn wurde 1648-1650 durch den Gardehauptmann in französischen Kriegsdiensten Philippe-Wallier-von Schauenstein erbaut. Es handelt sich um das älteste und schönste sog. "Solothurner Türmlihaus", und sein Garten ist der früheste in Solothurn, der nach den Regeln der französischen Gartenbaukunst errichtet wurde. Seit 1822 im Eigentum der Familie Vigier von Steinbrugg, übertrug der nach England ausgewanderte und dort erfolgreiche Industrielle William A. de Vigier 1993 das Sommerhaus samt Garten und weiteren Immobilien der gemeinnützigen Bill de Vigier Stiftung.
Sommerhaus Vigier anciennement:
Der siebenachsige, zweigeschossige schmucklose Bau wird an seiner gartenseitigen Südfassade von dreigeschossigen Ecktürmchen flankiert. Ihnen entsprechen zweigeschossige Ecktürmchen an der nordseitigen Hoffassade. Dieser Baubestand der Entstehungszeit Mitte des 17. Jahrhunderts wurde um 1720 um eine Dienstbotentreppe an der östlichen Schmalseite des Sommerhauses sowie um 1777 durch ein hofseitiges Treppenhaus mit Walmdach ergänzt.
Der Garten erlebte vermutlich um 1712 eine grösse Veränderung, der er die heutige Dispostion in sechs grosse Kompartimente und den Bestand von zehn etwa dreihundertjährigen Eiben verdankt.
Von der ursprünglichen Innenausstattung um 1650 sind noch Fragmente von zwei Holzdecken aus bemalten Holzdecken mit Emblemdarstellungen und -sprüchen erhalten. Die künstlerisch und kunsthandwerklich bedeutendsten Innenräume des Sommerhauses haben ihr Aussehen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts resp. um 1777/78 erhalten. Der grosse Gartensaal im Erdgeschoss verdankt sein heutiges Erscheinungsbild dem Generalschatzmeister der französischen Ambassade in Solothurn François-Louis Auzillon de Berville, der das Sommerhaus 1777 aus der von Roll'schen Nachkommenschaft des Erbauers Wallier gekauft hatte und es bis zu seinem Tod 1794 bewohnte. Er beauftragte einen Maler, vermutlich Gottfried Locher (1737-1795) in Freiburg, mit der raumumspannenden Wandmalereien im Gartensaal, und zwar unter Verwendung von Radierungen nach Vorlagen der französischen Rokokomaler Boucher, Fragonard und Lancret. Die Hauptszenen zeigen "Fêtes galantes" und "Fêtes champêtres" in Parklandschaften.
Der sog. Ambassadorensaal in der Beletage hat sein feingliedriges, grau gefasstes Wandtäfer aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bewahrt, das 1778 (vermutllich ebenfalls von Gottfried Locher) durch Supraporten nach François Boucher ergänzt wurde, ebenso durch vier Spiegel und zwei Konsolen im Louis-XVI-Stil. Von besonderem Interesse ist schliesslich das westliche Schlafzimmer im Obergeschoss mit einem Bettalkoven. Der Raum besitzt eine kürzlich konservierte Wandbespannung aus einer bedruckten Baumwoll-Indienne aus der Zeit um 1777, vermutlich aus dem Kanton Neuenburg stammend. Die Alkovenwand ist mit zwei 1778 datierten und signierten Supraporten des berühmten Alpenmalers Caspar Wolf geschmückt.
Unter den weiteren erwähnenswerten Malereien des Sommerhause befinden sich drei andere Supraporten von Caspar Wolf von 1778. Sie zeigen wie die vorhin Genannten Phantasielandschaften. Bemerkenswert sind auch eine Anzahl von Porträts von Franz Charles Germann (1788) und von Johann Friedrich Dietler (um 1830/40). Innerhalb des heterogenen Mobiliarbestands sticht ein Paar von Rokoko-Konsolen und zugehörigen Trumeau-Spiegeln von Johann Friedrich Funk I hervor.
Das Sommerhaus Vigier ist ein guter Ausdruck der Lokaltradition, die sich mit dem "goût français" vermischte. Es bietet heute den idealen Rahmen für die Preisverleihungsanlässe der William A. de Vigier Stiftung im Saal, der 1993 unter dem Hof eingerichtet worden ist.