Weberhöckli im Städeli - In den beiden Appenzeller Halbkantonen besteht heute noch ca. die Hälfte der Wohnhäuser aus traditionell erstellten Strickbauten, welche die Landschaft prägen. Das unterhalb von Rehetobel im Weiler Städeli gelegene Gebäude ist ein Kleinbauernhaus im Stil eines klassischen "Weberhöcklis" aus dem mittleren 17. Jahrhundert.
Weberhöckli anciennement:
Objekt
Das Haus weist nur ein Vollgeschoss auf. Das darüberliegende Obergeschoss ist in den seitlichen Räumen bereits abgeschrägt und reicht lediglich über den ursprünglichen Hauptteil des Gebäudes. Die Südfassade ist bis zur Fensterbrüstung im Obergeschoss mit Plattentäfer verkleidet; darüber sichtbar sind die unverkleidete originale Strickkonstruktion mit typischen Rillenfriesen und die breite Dachuntersicht aus zwei Flugrafen und vier Brettern. Die übrigen drei Fassaden sind über dem verputzten Sockelgeschoss mit Holzschindeln verkleidet.
Zahlreiche Details sind original erhalten, so die kleine geschweifte Konsole unter der Firstpfette und die Mittelpfetten mit einfachen, abgeschrägten Konsolen. Die angehobene Fusspfette des Anbaus ziert eine Konsole, welche mit Konturen aus abgesetzten Viertelkreisen und barock anmutenden Blasenformen typisch für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ist. Im Hausinnern weist jeder Strick (horizontaler Balken) durch die Zimmerleute eingeschlagene römische Zahlen auf.
Geschichte
Die authentische Zimmermannsinschrift über dem Sturz des Giebelfensters "16 HHÖ BMHLWM 56" liest sich als "erbaut 1656 für Herrn H. Ögschter durch BauMeister H. Lutz(?) WerkMeister".
Im ausgehenden 18. Jahrhundert erfolgte der östliche traufseitige Anbau. Ab 1847 und mit Schwerpunkt 1895 wurden die Räume im Erdgeschoss mit Krallentäfer verkleidet. Nachvollziehen lässt sich dies, weil bei allen Aussenwänden beim Entfernen der Täferung Zeitungen zum Vorschein kamen, die als Windschutz aufgeklebt waren. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die bereits kleinen Räume weiter unterteilt. Der die gesamte ursprüngliche Hausbreite einnehmende Webkeller wurde bei der Umstellung von Weben auf Sticken im späten 19. Jahrhundert tiefer gelegt und mit den hohen Einzelfenstern versehen. Gestickt wurde im Haus bis Ende der 1950er Jahre.
Der Einbau einer Miet-Ferienwohnung im Obergeschoss erfolgte 1965. Zuletzt war das Haus einige Jahre unbewohnt.
Besitzerwechsel lassen sich ab ca. 1850 nachweisen. Das Haus ist seit 1910 in Familienbesitz. Die jetzigen Besitzer entschlossen sich zur sorgfältigen Sanierung, mit Rückbau zur Original-Raumaufteilung und ersuchten um Unterschutzstellung des Hauses. Diese erfolgte 2002.
Sanierung
In einer ersten Etappe wurden 2003 alle früheren Einbauten, Wandverkleidungen und Bodenbeläge entfernt, das Dach erneuert, die Ost- und Nordwand neu geschindelt, sowie zeitgemässe Haustechnik und eine Gasheizung eingebaut. Im Innern sind die Strickwände nun sichtbar und das Obergeschoss ist ausser der Schlafkammer wieder ein grosser, zur Dachuntersicht offener Raum. Das Zimmer im Anbau dient neu als Bad und die Küche hat ihre ursprüngliche Grösse zurückerhalten. Wo immer möglich, wurde die alte Substanz belassen, so bspw. die getäferten Wände der Wohnstube, diverse Riemenböden und die hohen Fenster im Sticklokal. Die wenigen neuen Bauteile heben sich farblich klar ab. Der Ersatz der getäferten Südfassade und die Mauersanierungen erfolgten 2015. Den Schlusspunkt setzte 2019 der Ersatz des defekten Kachelofens durch einen traditionellen Sandsteinofen, wie er bereits bis 1956 vorhanden war.